Motive Studienfachwahl Physik

Thomas Sievers: Motive für die Wahl des Studienfachs Physik oder Elektrotechnik

Ziele und Hintergrund

Die Entwicklung des technischen Fortschritts in der westlichen Welt erfordert immer mehr fähige Kräfte, wie studierte Physikerinnen und Physiker und Ingenieurinnen und Ingenieure, aber auch Physiklehrerinnen und -lehrer die Kindern die Grundlagen dieser Fächer vermitteln können. Dementgegen, werden die entsprechenden Studiengänge nur von relativ wenigen Personen gewählt.

Diese Arbeit untersucht daher die Motive der Studienwahl von Physik-, Physiklehramt- und Elektrotechnikstudierenden, um einen Eindruck zu gewinnen, wie unter Umständen mehr Personen dazu motiviert werden könnten, ein entsprechendes Studium aufzunehmen.

In der Arbeit werden zur Beschreibung der Motive der Studienwahl die Basiskonzepte

  • Interesse,

  • Selbstkonzept und

  • Motivation

benutzt und außerdem die Motive der Studienwahl über einzelne Fragen direkt erhoben. Außerdem wird der Einfluss des Elternhauses und der Einfluss der Schule auf die Entwicklung der Basiskonzepte und die Motive der Studienwahl untersucht.

Es werden zunächst Interviews mit einigen Studierenden geführt, um einerseits einen Vergleich mit dem bisherigen Stand der Literatur herstellen zu können und andererseits zusätzliche Fragen für die folgende Fragebogenuntersuchung zu generieren.

Der Fragebogen basiert dabei zu großen Teilen auf bereits bekannten Fragebögen, des Hochschulinformationssystems (HIS), der IPN-Interessenstudie sowie der PISA Studie.

Die einzelnen Items des Fragebogens werden mittels Faktorenanalyse in Skalen eingeteilt. Die entstandenen Skalen werden dann auf Unterschiede u.a. bzgl, der Gruppen:

  • Geschlecht,

  • Studiengang,

  • Wahl eines Leistungskurs Physik,

  • Durchgängigkeit des Physikunterrichts,

  • Stellenwert der Naturwissenschaften an der besuchten Schule,

  • schulische und berufliche Abschlüsse der Eltern und

  • Einschätzung des erfahrenen Physikunterrichts

untersucht.

Ausgewählte Ergebnisse

Zunächst zeigte sich auf deskriptiver Ebene, dass für die Studierenden „interessante Inhalte“ am wichtigsten für die Studienwahl sind. Außerdem war es für sie wichtig ein Fach zu studieren, welches „auf dem Arbeitsmarkt“ gefragt ist und ihnen gute „Verdienstmöglichkeiten“ eröffnet.

In der Faktorenanalyse konnten die Skalen „intrinsische“ und „extrinsische“ Motive der Studienwahl herausgearbeitet werden. Auf der Ebene des Interesses, welches in dieser Arbeit in der Form des Freizeitinteresses erhoben wurde, konnten die Faktoren Interesse an einem „praktischen Umgang mit Physik und Technik “ in der Freizeit und ein „Informationsinteresse gegenüber Physik und Technik“ in der Freizeit extrahiert werden. Im Bereich des Selbstkonzeptes konnten die Skalen „physikalisches“, „mathematisches“ und „akademisches“ Selbstkonzept sowie die „Frustrationstoleranz“ bestimmt werden. In der Bewertung des Physikunterrichts ergaben sich fünf Skalen. Ein „geschlossener und stimmiger Unterricht“, eine „harmonische Atmosphäre“, ein „Interesse stimulierendes Unterrichtsklima“, das „Einfühlungsvermögen der Lehrkraft“ und die „Fachkompetenz und Souverenität der Lehrkraft“.

Unterschiede zeigten sich beispielsweise im Bezug auf das Geschlecht, hier zeigten Frauen ein geringeres Interesse an einem „praktischen Umgang mit Physik und Technik “. Außerdem zeigten sie in mehreren Bereichen ein höheres Selbstkonzept.

Auf der Ebene des Studiengangs zeichneten sich Elektrotechniker durch eine höhere „extrinsische“ Motivation aus. Zwischen den Studiengängen Physik und Physiklehramt zeigten sich nur Unterschiede auf Variablenebene.

Des Weiteren beeinflussten Rahmenbedingungen der Schule, wie z.B. die „Durchgängigkeit des Physikunterrichts“ einige Faktoren des Selbstkonzepts.

Außerdem zeigte sich, dass Personen die die ihren Unterricht, und insbesondere den Faktor „Interesse stimulierendes Unterrichtsklima“, positiv bewerteten, ein höheres Interesse und/oder Selbstkonzept aufwiesen.

Das Elternhaus zeigte sich dagegen nur auf deskriptiver Ebene auffällig.